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Das Mädchen mit den Schwefelhölzern
Ein Kindlein, eine süße Maid
läuft fröstelnd durch die Gassen,
was nicht verwundert, denn es schneit
und Schuhe fehln - die passen.
Das Mädel zog ein schweres Los.
Der Vater wettert böse,
verjubelt meist das ganze Moos,
am Abend dröhnt Getöse.
Bekleidet wird der Euro - Job
von ihr - fast unbekleidet,
im Streichholzschachtel - Straßen - Shop,
worunter sie wohl leidet.
Die Wirtschaft läuft nicht optimal,
die Konjunktur stagniert,
zu klein, die Streichholzumsatzzahl,
das Mädel schnupft und friert.
Sogar das Ladenschlußgesetz
ist Vater ziemlich schnuppe.
"Was kümmert mich denn dein Geschwätz?
Die Mäuse zählen, Puppe!"
Der Weihnachtsabend nahet stramm
und Stuben sind erleuchtet.
Doch Streichholzschachteln wurden klamm,
die Hölzchen stark befeuchtet.
Mit Schüttelfrost erreicht das Kind
das Krippenspiel mit Stroh.
Dort zündelt sie, es bläst der Wind,
drum brennt es lichterloh.
Schon steigt der Rauch, auch deucht es ihr,
die Oma käm sie holen.
Zwei Glöckchen schrillen im Revier,
weil Krippenbohlen kohlen!
Dem Mädel naht das Himmelstor,
von fern das Martinshorn.
Weit hinten singt ein Engelschor,
die Feuerwehr jault vorn.
Ein Wasserschwall strömt prall herbei,
die Maid klatscht in die Krippe.
Das Krippenleben ist vorbei,
bei ihr steht's auf der Kippe.
Das Dunkel weicht - der Tag bricht an,
sie auch - an einen Eimer,
vom Rauch - was leicht passieren kann,
denn Rauchgas mag wohl keiner.
Ein Hoch auf Medizin, Justiz!
Justitia hat gesprochen:
"Der Vater - Knast!" Und im Hospiz
hat's Kind nicht mehr gebrochen.
Als Streichholzhändler lebt man trist,
das lernten wir heut hier.
Und wenn sie nicht gestorben ist,
dann lebt sie von Hartz IV.
© 2006 by Dr. Steffen Heinig
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