Kräftig Durchgeschüttelt - Das Märchen vom Geißenwolf im weißen Golf

 

    Das Märchen vom Geißenwolf im weißen Golf

    Als früh im Wald die Geißen spuckten,
    pikiert auf schlechte Speisen guckten,
    so herzzerreißend baten: "Mutter!
    Wir wünschen uns Tomaten, Butter.",
    sprach Mutter Geiß am Morgen sacht:
    "Dass ihr mir keine Sorgen macht!
    Ich fahre los, kauf lecker Mais."
    Dann wurde ihr Gemecker leis,
    erbebte ihre Büste wild!
    Heut titelte die wüste "Bild",
    dem Knast entfloh ein Riesenwolf,
    ganz zweifelsfrei erwiesen: Rolf!

    Die Mutter rief, zum Himmel schauend,
    auf Knäckebrot voll Schimmel hauend:
    "Oh seht die Unheilszeichen, Blitze,
    das Zucken meiner bleichen Zitze!
    Euch droht Gefahr, ihr heißen Geißen,
    so wahr wir alle Geißen heißen!
    Verschließt vor Rolf die Türe später!
    So, wie ich es verspüre, tät er,
    der Rolf, mit seinen losen Trieben,
    vor Gier selbst Halbmatrosen lieben,
    wie einst im Ford die dicken Nichten,
    bei Aldi-Nord die dicken Fichten!"

    Als jenes bang die Mama rief,
    am Frühstückstisch, bei Rama-Mief,
    erklang im Chor: "Ach Mutter, füll
    den Frühstücksfraß zum Futtermüll.
    Selbst Rolf wird uns nicht nieder mähen!
    Wir werden schicke Mieder nähen,
    derweil du flink mit Waldi eilst
    (dem Dackel) und bei Aldi weilst."

    Indessen sah der geile Wolf
    auf Eurosport ne Weile Golf.
    Das machte ständig öde "blob".
    Er schimpfte: "Ziemlich blöde! Ob
    im Walde wohl die heißen Gören
    bei RTL und Geissen hören,
    wenn ich zur Werbepause hupe,
    zur Not vorm Ziegenhause pupe
    und Rölfchen an der Tannenpforte
    die Zicklein ruft, mit Pfannen, Torte?"

    Der plante fiesen Zickenmord!
    Doch schrien die miesen Zicken: "Ford?
    Die Mutter fährt mitnichten Diesel!
    Du bist der Wolf, im dichten Niesel,
    weil wir auch deine Kippen rochen!
    Du willst nur unsre Rippen kochen!
    Hau ab, bevor es nässlich hagelt,
    im Ford, der rauh und hässlich nagelt!"

    Der Unhold schrie: "Verflixt!" und suchte
    im Nachbardörfchen Sixt und fluchte,
    als Rolf, nebst einem Super Ka,
    nur schwarze Mini-Cooper sah,
    wohl wissend, wie die Cooper saufen.
    Er stöhnte: "Super! Super kaufen!"

    Bei Geißens liefen Biere, "Taff",
    da klopfte es, die Tiere - baff!
    Das Wölfchen rief: "Lasst Waldi ein!
    Er trägt den Korb voll Aldiwein.
    Kommt, lasst uns in Alete baden,
    den Bauch voll Rote Beete laden,
    Radieschen, Kohl und weißen Rettich!
    Der Rolf fuhr längst auf Reisen, wett ich."

    Von drinnen zickten sieben Schönchen:
    "Du darfst nach Hause schieben, Söhnchen!
    Denn beide Blinker blinken kritisch,
    voll Rost die Tür, die Klinken britisch,
    die Karre, schwarz und super kurz,
    recht blechern, wie ein Cooper, surrts!
    Verzieh dich, blöder Geißen - Wolf!
    Die Mami fährt im weißen Golf!"

    In Rage schrie der Rowdy: "Geißen,
    ich werd euch noch zum Gaudi reißen!",
    zerfleischte weißen Flieder, Ginster,
    verkrümmte seine Glieder finster,
    im Mini, kurvte kaum sehr britisch...,
    zuletzt an einen Baum, sehr kritisch!

    Fürwahr! Minuten stand sein Herz,
    in lichte Höh die Hand, sein Sterz,
    die Luft im Mini, puh! Der Wagen
    roch streng, wie Winni Puh der Magen.
    Schon sah ein Geier jenen Wolf,
    dann Rolf am Weiher jenen Golf,
    in perlmuttweiß, ein Zweier gar,
    recht schmerzlich für den Geier zwar,
    als Rolf die Starterkabel schnappte,
    am scharfen Geierschnabel kappte.
    Obwohl der Wolf nicht minder litt.
    Es lief nur ein Zylinder mit!

    Ach glaubte Rolf, der Tor, der führe?
    Nach Stunden stand er vor der Türe!
    Der blöde Golf - zwar helle, weiß,
    doch lief die Nockenwelle heiß.
    Drum kochte auch in Rolf die Wut,
    doch lockte säuselnd Wolf die Ruth:
    "Mach auf, ich hab Melonen, Binsen,
    selbst kiloweise Bohnen, Linsen!
    Ich hinke schon gebückt vom Pfläumchen-
    und Birnenkorb, gepflückt vom Bäumchen.

    Versprach der böse Wolf den Geißen,
    womöglich selbst den Golf, den weißen,
    um welchen sich die Zicken scharten,
    die wohl genährten, schicken, zarten,
    als Rolf sie aus der Hütte lockte?
    Allein die Ruth, die Lütte, hockte
    verstört, um in der Uhr zu nässen,
    verängstigt Chips dort nur zu essen,
    weil jede Schwester pisste, kackte,
    die Rolf in eine Kiste packte.

    Der Geißenwolf rief panisch: "Mist!
    Selbst wenn ihr weiter manisch pisst,
    im Laderaum des Kombis zickt,
    ans Blech wie wilde Zombis kickt,
    ihr Ziegen tut mir gut im Ranzen.
    Ich suche nur die Ruth im ganzen
    Gelände, unter Raps, im Strauch.
    Die röste ich am Straps im Rauch!

    Er suchte Ruth im Küchenraum,
    doch traute den Gerüchen kaum,
    verzehrte, statt paar Tauben, frisch,
    zwei Eier, schlechte Trauben, Fisch!
    Schon träumte Rolf, sein Sohn macht ein.
    Das musste eine Ohnmacht sein!

    Von draußen rief die fette Mutter:
    "Ihr Geißen, mampft Almette, Futter!
    Bei Lidl stand ich an, für Mais,
    sogar bei Tengelmann für Eis!",
    als ihr spontan die Socken schäumten,
    die Wege Artischocken säumten.
    Sie sah entsetzt die tote Pforte,
    den Wolf und in der Pfote Torte!
    Der Mutter wich im Schlund die Stimme.
    Sie röchelte: "Welch Stund, die schlimme!"

    Erlöst rief Ruth soeben leis:
    "Darf ich das noch erleben? Eis?",
    die aus dem Uhrenkasten fuhr,
    wie nach drei Wochen Fastenkur!
    Die Mutter schluchzte. Ruth war munter.
    Allein ihr Heldenmut war runter,
    vielleicht, weil sich der Wolf noch rollte
    und wusste, was der Rolf noch wollte -
    Erst "Spaß" im Ford bis sieben machen,
    dann Ziegenmord - bis siebenfachen!

    Schon heulte Ruth am Wagen: "Sieh!
    Ach Mutter, soll ichs sagen, wie
    im Kofferraum die Schwestern liegen?",
    die leider, statt zu lästern, schwiegen,
    " ...und wie den einstmals flinken Ziegen
    die Fliegen um die Zinken fliegen?"
    Die Geißenmutter maulte jäh,
    die kleine Ruth, sie jaulte: "Mäh!".
    Doch plötzlich, ei der Daus, die hörte
    im Kombi vor dem Haus die Dörthe!
    Drin kämpften die fast toten Geißen
    so wild wie einst die Goten, Tysen!

    Der Mutter klang das Klopfen, Hauen,
    wie letztes Jahr beim Hopfen klauen!
    Sie rannte und befreite zwei.
    Kaum jubelte die zweite frei,
    entsprangen aus der Kiste Maren,
    die Hilde, die vermisste Karen,
    sogar ihr "Bruder" Frieder, mei,
    rief froh im rosa Mieder: "Frei!"

    Die Alte sprach: "Mal Klappe, Schätzchen!
    Ihr torkelt zwar wie schlappe Kätzchen,
    doch lasst uns wacker Steine klopfen,
    den Golf voll große, kleine stopfen,
    damit er nicht zu bremsen geht...,
    bevor sich Rolf noch Gemsen brät!"

    Die Mutter lief. Der Kinder Mühn
    war sicherlich nicht minder kühn,
    bereit dazu, im Erz zu schmachten,
    auf keinen Gliederschmerz zu achten,
    im Berge selbst bis März zu schachten!
    Sie schleppten wie die Hunnen Brocken,
    doch ließen Ruth am Brunnen hocken.
    Grad mampfte die Verstörte Dill,
    da rief sie: "Schwestern, Dörthe, still!
    Sprengt leiser Fels in Grube, Stollen!
    Ich hör was in der Stube grollen."

    Als Rolf, verwirrt, voll Durst erwachte,
    erschien ihm alles Wurst, er dachte:
    "Oh Himmel, war mir schlecht vom Ei,
    vom Schimmel oder echt vom Schlei,
    den Mutter Geiß ins Futter mischte?
    Wer weiß, wann den die Mutter fischte!?",
    beroch die Suppenkellen noch
    und rief: "Du Salmonellenkoch!
    Ich wünschte mir, es wär geschwindelt...
    und ich am Hintern schwer gewindelt!"

    So schlich er, wie ein Brauer taumelnd,
    zum Golf, sein Schwanz in Trauer baumelnd,
    der Magen, wie die Hölle rumpelnd,
    durch Steine und Gerölle, humpelnd.
    Er wollte eben matter sagen,
    sein angeschlagner, satter Magen
    braucht dringend frisches Wasser, denn
    er dürste stark und dass er, wenn,
    dann eigentlich nur Rehe wollte,
    als schon der Golf, oh wehe, rollte,
    der vorher eine Weile stand.

    Rolf meinte eine steile Wand,
    am Ende eine Schlucht zu wittern,
    begann mit voller Wucht zu schlittern!
    Er lenkte panisch mehr, wo sacht
    die Arbeit sonst die Servo macht...
    Der böse Wolf flog still, er kürzte
    sein Leben, sprich, der Killer stürzte.
    Von oben nahte Rolf der Wipper,
    ersoff darin, der Wolf, der Ripper!

    Vom Abhang schrie der Frieder: "Wie denn?
    Jetzt haben wir wohl wieder Frieden?"
    Nur leise dachte Frieder: "Mist,
    dass Rolf mir nie am Mieder frisst..."
    Im Ziegenhause schossen Flakes
    aus Tüten und es flossen Shakes.
    Die Mutter durfte fette Wangen
    der Geißen um die Wette fangen.
    Das Ende der Geschichte? Döner.
    Oft enden Reimgedichte schöner.


    © 2007 by Dr. Steffen Heinig

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