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In seinem Schrebergarten,
das Endspiel zu erwarten,
mit Kaiser Franz,
sitzt Opa gespannt vor der Röhre.
Von Unkraut umringt steht die Möhre
im Beete ganz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
auf tut sich der kleine Zwinger.
Und heraus mit gemächlichem Schritt
Hund Waldi tritt,
und schaut nur dumm
herum,
läuft ein paar Schritte
zur Beetesmitte,
legt sich dort nieder,
und schläft schon wieder.
Und der Opa winkt wieder.
Da öffnet sich ganz weit
das Gartentor.
Dieses speit,
mit wildem Sprunge,
die Oma hervor.
Wie sie das Unkraut erschaut,
schimpft sie laut,
nimmt voller Zorn
das Verhasste aufs Korn
und blähet die Lunge.
Und die Angriffslust
entlädt ihren Frust,
grimmig prustend.
Drauf dreht er sich hustend
zur Seite nieder.
Und der Opa winkt wieder.
Da stürmt ein Deutscher entfesselt vors Tor.
Doch nehmen zwei Gegener den Deutschen sich vor
und stören mit mutigem Kampfesblick
seinen Hackentrick.
Da faucht Oma wieder mit wildem Gezeter:
"Hack das Unkraut heraus!
Richte dich auf, hier sieht's aus!"
Doch Opa schreit: "Schieß!
Mensch spielt der mies!
Oma, sei still, mach ich später!"
Da fliegt auf den Bildschirmrand
ein Handschuh aus Omas Hand,
zwischen der Ecke und dem Tor
bißchen davor.
Und zu Opa in Rage, schimpfenderweis,
wendet sich Oma vorwurfsvoll:
"Mein Gatte, ist eure Liebe so heiß,
wie ihr es schwörtet, dann wär es toll,
ei, so hebt mir den Handschuh auf
und enteilt in schnellem Lauf,
neigt hinab euch und zieht diese Dinger
mit Stengel und Stiele,
das Unkraut viele.
Nimm den Handschuh zum Schutz für die Finger!"
Und mit Freude und Entzücken
sieht sie Opa sich schnell bücken.
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm das Lob aus ihrem Munde.
Aber mit gierigem Blick zum Kick,
denn in Führung liegt Deutschland durch großes Glück,
erwartet ihn Oma nicht weit vom Hunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht.
"Das Gummiteil begehr ich nicht,
denn das Spiel geht noch eine Stunde."
© 2006 by Dr. Steffen Heinig
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