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Wer hüpft noch so spät durch den Shop im Galopp?
Es ist eine Dame, sie dreht sich im Top
aus Tüll oder Seide mit halblangem Arm,
zu kurz an den Nieren, das Teil hält nicht warm.
"Sie bergen so traurig und bang ihr Gesicht?"
"Ach, sahen sie etwa das Preisschildchen nicht,
das Preisschildchen hier, den gigantischen Preis?"
"Sie lasen bestimmt nur den Pflegehinweis."
"Bezahle mich, eile, dann geh ich mit dir!
Dich quält doch Verlangen, Begehren nach mir.
Manch Mannsbild verzehrt sich nach dir bald am Strand,
denn halbtransparent ist mein seidnes Gewand."
"Ach, sähe ich nur, was die Bluse verspricht!
Kaschiert sie auch wirklich mein Übergewicht?"
"Bewahren Sie Ruhe, die Taille gewinnt
gewiss an Kontur, weht die Bluse im Wind.
"Willst du mich nicht kaufen? Ich will mit dir gehn!
Die Fummel im Kleiderschrank sollen mich sehn.
Die Fummel, gebügelt, in mancherlei Reihn.
Ich passe bestimmt noch dazwischen hinein."
"Doch sagen Sie, wäre der Kauf denn nicht dumm?
Im Kleiderschrank biegt sich die Stange schon krumm."
"Ich sehe das anders, Sie haben doch Stil
und modische Kleidung wird nimmer zu viel."
"Ich liebe Dich, lass deine schöne Gestalt
mich lustvoll umschmeicheln, du bist doch nicht alt."
"Ich muss dich besitzen und lass dich gleich an.
Oh Bluse, du hast es mir angetan!"
Schon jubelt die Dame, sie eilet geschwind,
trotz ächzendem Dispo, wie Frauen so sind,
sie tippt die Geheimzahl mit Mühe und Not;
den Arm voller Tüten, die Karte war tot.
© 2006 by Dr. Steffen Heinig
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