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Wilde Pflanzen wider wilde Reiter
Einstmals drangen Hunnenfürsten,
ein - im Pflanzenstaat;
wollten Blumen niederbürsten,
wild entschlossen, kampfesdürsten;
morden - auch die Saat.
Schon ritt Hunnenführer Etzel
seinen ersten Streich,
mit den Schwertern, welch Gemetzel,
vegetarisches Geschnetzel;
Blüten wurden bleich.
Blumenblut verfärbte Flüsse
grün durch Chlorophyll.
Stengelbrüche, Blatt-Ergüsse,
zweigeteilte Haselnüsse;
Leid statt Wald-Idyll.
Blumen, Sträucher, Stachelbeeren,
zwang die große Not,
sich der Hunnen zu erwehren,
den Mongolen Mores lehren;
Freiheit oder Tod!
Hunnenkrieger stürmten feste,
wildentschlossen an.
Doch von harter Stein-Kraut Feste
flogen schwere Stein-Kraut Reste;
unentwegt heran!
Ganze Scharen Wilder-Kümmel
griffen ein zugleich.
Schlugen wild im Kampfgetümmel
einen feisten Hunnenlümmel,
blau und windelweich.
Klatschmohn spürte Zornesröten
steigen ins Geblüt.
Statt die Hunnen nur zu töten,
klatschte er in ihre Klöten;
dies hob sein Gemüt.
Listig legte Brunnenkresse
einen Hinterhalt.
"Schlingkraut!" schrie die Hunnenfresse,
fiel in tiefe Brunnennässe;
drunten war es kalt.
Glockenblume zog den Schlegel,
schlug und traf meist gut,
schlegelte die Hunnenflegel.
Glöckchen klangen in der Regel
unter deren Hut.
Lilienschwerter sah man blitzen,
beispiellos geführt;
Hunnen - Blut und Wasser schwitzen,
weil die scharfen Klingen ritzen;
wenn man sie berührt.
Pfeilkraut schoss in aller Eile,
zielgenau nach Plan,
auf die Hunnenreiter Pfeile,
so bezogen diese Keile;
trieb sie in den Wahn.
Als sie Mauerpfeffer rochen,
Nieswurz obendrein,
quoll ihr Hirn im Schädelknochen,
hielt nicht inne hochzukochen;
Hunnen litten Pein.
Herzog Löwenmaul entdeckte
Etzel hoch zu Ross,
was dem Fürsten gar nicht schmeckte,
Löwenzahnes Beißwut weckte;
schreiend floh der Tross.
Rudelweise Hundskamille
setzte ihnen nach,
brach der Hunnen Kampfeswille,
brachte Ruh und Waldesstille;
Etzel aber Schmach.
Küchenschellen ritten schnelle,
kuhschellend dazu,
rückten Etzel auf die Pelle,
links und rechts sass beider Schelle.
Augen schwollen zu.
Stammelnd an der Trauerweide
bat er flehend: "Ranken!
Tut dem Heiden nichts zu Leide,
Schwerter ruhen in der Scheide;
kenn jetzt meine Schranken."
Königskerze auf dem Throne
hob den Aronstab,
sprach im königlichen Tone,
dass sie diesem Hunnensohne,
einmal noch vergab.
© 2006 by Udo (alias Klabautermann) und Dr. Steffen Heinig
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