Die magische 8

 

Die magische 8 oder: Der Spieltrieb der Atome

Atome sind Lebewesen!
Daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen. Und sie sind nicht nur irgendwelche anderen Lebewesen - nein, teilweise weisen sie sogar erstaunlich ähnliche Verhaltensweisen und typische Charakterzüge wie wir Menschen auf. Lest dieses Buch und ihr werdet sehen, wie Recht ich mit meiner Behauptung habe. Die Mitstreiter und Verfechter meiner Theorie werden sich beim Lesen der Seiten bestätigt finden. Allen anderen Personen, die vielleicht über die inneren Zusammenhänge des Lebens noch nicht nachgedacht haben und darüber hinaus schon das Wort Chemie abscheulich finden, oder das frühere gleichnamige Schulfach als langweilig, abstoßend oder wie ein Buch mit sieben Siegeln empfunden haben, möchte ich gern zeigen, dass Chemie keineswegs etwas mit Zauberei zu tun hat, sondern durchaus verständlich, interessant und amüsant sein kann.
Nun aber zurück zu meiner Behauptung: Atome sind Lebewesen.
Die Sache ist doch ganz einfach - eigentlich. Niemand wird bestreiten, dass Menschen Lebewesen sind. Da die Quelle unseres Seins aber die Atome sind, müssen diese doch auch leben - scheint irgendwie logisch. Wie könnte eine Sache (Mensch zum Beispiel), die gänzlich aus angeblich leblosen Teilen besteht, sonst lebendig sein?
Liebe Zweifler, die ihr es bis hierher schon geschafft habt, ich weiß genau, was ihr jetzt sagen wollt: " Das Zusammenspiel der toten Atome erzeugt eine neue Qualität - das nennen wir dann Leben…" Lachhaft!
Das ist alles ganz anders. Die kleinen, niedlichen Atom - Lebewesen finden sich ganz bewusst zusammen, das hat mit Zufall gar nichts zu tun - das ist Methode! Atome sind wie winzige Ameisen, die wie diese kleinen Krabbeltiere zusammenarbeiten, indem sie sich miteinander verbinden und als großes Volk gewaltige Leistungen vollbringen. Was bleibt den armen Winzlingen auch anderes übrig, als sich zusammenzuschließen? Je kleiner ein Lebewesen ist, desto mehr Individuen braucht es, um einen sichtbaren Effekt zu erzielen (siehe Ameise). Eine einzelne kleine Ameise wäre doch hoffnungslos überfordert, wenn sie ganz allein einen riesigen Ameisenhaufen im Wald bauen sollte. Auch könnte man sich fragen, was sie dann so allein damit anfangen soll, aber das ist ein ganz anderes Thema.
Atome sind sehr, sehr kleine Lebewesen, das sagte ich schon. Kleine Individuen spielen auch sehr gern, Lego zum Beispiel. Da Atome nun einmal so unwahrscheinlich klein sind, sind sie auch unwahrscheinlich verspielt. Sie finden es toll, aus sich selbst (sozusagen lebenden Legosteinchen), zusammen mit ihren Artgenossen, immer neue Sachen zusammenzubauen (Ameisen, Menschen, Wasser, die Alpen…). Es kommt eben nur darauf an, welche Bausteine (Atome) gerade anwesend sind und unter welchen Bedingungen sie sich treffen, dann geht es planmäßig ans Legospiel.
Auch die Fortpflanzung ist ja bekanntlich ein Merkmal des Lebens. Nun könnte jemand behaupten, dass Atome nicht leben, weil sie sich nicht fortpflanzen können, sonst müsste unsere Erde ja immer schwerer werden. Wie soll auch Materie aus dem Nichts entstehen? In Wirklichkeit wird die Erde aber auch nicht schwerer, weil es immer mehr Menschen gibt. Atome sind klein, uralt und es gibt sie massenhaft. Warum sollten sie sich auch vermehren? Aber, das was wir unter Vermehrung verstehen, ist doch nichts weiter als der ungebremste Lego - Spieltrieb der Atommännchen und -weibchen. Es gibt nur immer mehr Menschen, weil die Atome das Motiv Mensch im Augenblick super finden - eine Modeerscheinung sozusagen.
Früher fanden die Atome Dinos toll, bis ein Atomvolk, welches gerade als Meteorit durch die Gegend streifte, alles kaputt gemacht hat, als es auf einen Sprung (oder besser Einschlag) bei der Erde vorbeikam. Wahrscheinlich ist das Mensch - Motiv auch so beliebt, weil sie es geschafft haben, ganz neue Legos zu erzeugen - wir nennen das Chemie.

Im Jahre 1869 kamen nämlich die Atome auf eine tolle Idee. Sie bastelten Dimitri Mendelejew und Lothar Meyer (lieber gleich 2 Leute gleichzeitig, sicher ist sicher) und ließen sie das Periodensystem der Elemente aufschreiben, was nichts anderes als das Artenlexikon der Atome, also des Ur - Lebens, darstellt. Aber es kommt noch besser. Nicht nur die Atomarten sind verzeichnet, vielmehr sind darin die meisten Lego - Spielregeln versteckt. Nun haben die Menschen neben dem großen Hirn, um die Regeln zu verstehen, auch Hände zum Anfassen. Somit sind die Menschen für die Atome sehr nützlich, denn das Problem beim uneingeschränkten Legospiel war die örtliche Trennung der Atome voneinander. Oder habt ihr schon mal ein tolles Lego gebastelt, wenn die Teile in jedem Zimmer des Hauses verstreut herumliegen? Die Menschen, mit den Legoregeln versehen und mit Händen als bequemes Atomtaxi ausgestattet, waren nun ideal geeignet, Atome an einen gemeinsamen Ort (Reagensglas, Reaktor) zu einer Art Atomkonferenz zusammen zu bringen, wodurch vollkommen neue Legomuster möglich wurden - was für ein Spaß.
Wenn ich es richtig überlege, beschleicht mich ein Verdacht. Wahrscheinlich sind die Dinos nicht zufällig ausgestorben. Ich glaube, das war Absicht von den Atomen. Die Dinos hatten nämlich nur ein kleines Hirn und keine Hände. Als die Atome ihnen das Periodensystem beibringen wollten, hatten die Dinos sich noch nicht einmal um einen Bleistift zum Aufschreiben gekümmert und selbst wenn, sie hätten ihn nicht halten können, er wäre zerbrochen und überhaupt, das Hirn zum Begreifen war viel zu klein. Das haben sich die Atome ein paar Äonen (ein paar Hundertmillionen Jahre) mit angesehen, dann war wohl die Geduld erschöpft und sie verwarfen das Dino - Motiv, auch wenn sie schön groß waren, ließen den Meteoriten auf die Erde krachen und setzten Stück für Stück den Menschen zusammen.
Wenn wir, die Menschen, also wollen, dass wir länger "leben", sollten wir auch dafür sorgen, dass die Atome weiter ihren Spaß beim Lego haben, indem wir fleißig helfen. Dafür müssen wir aber die Regeln kennen, die, wie ich schon sagte, zum großen Teil im so genannten "Periodensystem der Elemente" versteckt sind.
In diesem bahnbrechenden Werk, welches ein völlig neues Licht auf die inneren Zusammenhänge unserer Natur wirft, werdet ihr erfahren, dass die kleinen Atömchen eine unglaubliche Ähnlichkeit mit uns Menschen haben. Ich werde euch von Begebenheiten erzählen, die sich wirklich so zugetragen haben. Ihr werdet den Wohltätern, ja Samaritern, unter den Atomen - den Natriumatomen begegnen, aber ich werde auch von den verbrecherischen, diebischen Fluoratomen berichten müssen. Dann gibt es da auch noch die eingebildeten, überheblichen Edelgase und und und. Kurzum - ziemlich menschlich!
Ich kann nur dazu raten, an dieser Stelle das Buch nicht wegzulegen. Wir müssen lernen, mit diesen Charakteren umzugehen. Immerhin haben die Atome den Meteoritengürtel als ständige Drohung in der Hinterhand. Denkt an die Dinos! Oder wollt Ihr genau so enden?



© 2006 by Dr. Steffen Heinig

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